Sauber bleiben, Digga: Der DOM wird plastikfrei
Was wäre die Hansestadt ohne ihren DOM? Tausende Gäste und Einheimische zieht es regelmäßig auf das jährlich dreimal stattfindende Volksfest. Pro DOM fallen circa 140 t Gewerbemüll an, vor allem Kunststoff. Neue Konzepte sollen das ändern: Die Imbiss-Teller, Strohhalme und Co. sind ab sofort essbar.
Knabbern statt Müll: So wird das Plastikverbot auf dem DOM umgesetzt
Seit Juli 2021 sind Kunststoffprodukte und Einweggeschirre auch in der Hansestadt nicht mehr erlaubt. Für Gastronomie-Betreiber auf Norddeutschlands größtem Volksfest ist diese Regelung eine echte (kulinarische) Herausforderung. Schmalzkuchen gibt es beispielsweise nicht mehr in einer Kunststofftüte oder auf einem Pappteller. Stattdessen wird er in essbaren Waffeln gereicht. Die Gäste freut es, denn sie bekommen für ihr Geld gleich zwei kulinarische Highlights.
Auch üppige Eiscreme-Kreationen gibt es nicht mehr im Plastikbecher, sondern im Gefäß aus Zuckerrohr und der Löffel ist aus einem leckeren Waffelteig gefertigt. Bei der kulinarischen Kreativität und auf der Suche nach Plastik-Alternativen haben viele Schausteller tolle Ideen entwickelt, deren Verköstigung sich lohnt. Mit etwas Glück ist sogar ein moderner Eisstand vor Ort, bei dem es kräftig qualmt. Eis aus Stickstoff ist nicht nur in der Sternegastronomie ein Hit, sondern sorgt auch auf dem DOM für lange Schlangen am Stand. Neben dem spektakulären Aussehen der rauchenden Eiskreation locken auch Geschmacksrichtungen wie „Rainbow“ oder „Knitter-Knatter“ für ein kulinarisches Erlebnis.
Der Wegfall von Plastik bringt auch mehr Ambiente. In den Bierbars klönen die Gäste nicht vor seelenlosen Plastikbechern, sondern prosten sich mit echten Gläsern zu. Das Verbot macht auch das Flanieren auf dem Heiligengeistfeld deutlich angenehmer. Statt wie sonst häufig (vor allem in den Abendstunden) üblich über Plastikwerke zu klettern, gibt es jetzt auf dem Boden weniger Unrat. Das freut auch die DOM-eigene Abfuhr, denn sie muss pro Entscheidung ca. 140 t Gewerbemüll beseitigen.
Mais-Geschirr statt Plastik: Die Meere sollen auch mit DOM-Unterstützung sauberer werden
Mehr als 70 Prozent des Unrats in den Weltmeeren besteht aus Plastik und hat schwerwiegende Auswirkungen auf Flora und Fauna. Um den Lebensraum Meer künftig besser zu schützen, wird auch Slush-Eis in alternativen Verpackungen (beispielsweise aus Maisstärke) gereicht. Auch die Stiele der leckeren Zuckerwatte sind längst nicht mehr aus Kunststoff, sondern aus Holz oder Papier.
Händler werden auch bei Tragelösungen kreativ und stellen beispielsweise Baumwolltaschen im individuellen DOM-Design zur Verfügung. Die Taschen machen nicht nur Gäste glücklich, sondern eignen sich auch als Werbemöglichkeit ohne Zusatzkosten. Ein prägnantes Händlerdesign fällt nicht nur bei dem Schritt über das Festgelände auf, sondern wird im besten Fall noch weit über die Landesgrenzen Hamburgs getragen und sorgt vielleicht bei der nächsten DOM-Saison für neue Gäste.
Einweggeschirre der Zukunft: Zuckerrohr und Co. helfen Schaustellern beim Sparen
Der DOM ist Party und Spaß pur würde Gäste, doch hinter den Kulissen ist er auch ein knallhartes Geschäft. Damit Schausteller ihre benötigten Gewinne erzielen, müssen sie präzise kalkulieren. Ein Grund, warum sich viele über die nachhaltigen Einweggeschirre freuen. Zwar erscheinen sie beim Kauf häufig teurer als die bisherigen Plastikutensilien, doch eine größere Mengenabnahme birgt Sparpotenzial. Viele Schausteller sind bei allen drei DOM-Veranstaltungen pro Jahr vertreten und planen deshalb im Voraus ihre Einweggeschirr-Einkäufe mit größeren Abnahmemengen.
Durch die Nutzung des nachhaltigen Einweggeschirres sparen sich Schausteller enorme Personalkosten. Sie müssen niemanden bereitstellen, der benutzte Teller und Co. einsammelt, dann abspielt und sich wieder für die weitere Verwendung breitmacht. Stattdessen reicht es, ausreichend Mülleimer aufzustellen, sodass die benutzten Geschirre dort hineingeworfen werden können. Viele Besucher probieren aus Neugier sogar die neuen nachhaltigen Verpackungen und klappern beispielsweise am Teller aus Zuckerrohr oder probieren den Schüsselrand aus Maisstärke.
Nachhaltig = teurer?
Müssen Gäste auf dem DOM mit einer Kostenexplosion bei Pommes, Currywurst und Co. durch die neuen, nachhaltigen Verpackungsmaterialien rechnen? Der Blick auf die durchschnittlichen Preise der Schausteller zeigt, dass es keine Anpassungen geben kann. Sie sind jedoch vor allem auf die inflationsbedingte Preissteigerung zurückzuführen. Den großen Preissprung durch die Mehrkosten der neuen Geschirr-Materialien müssen die Gäste (noch) nicht befürchten.
Dennoch wären viele Kunden bereit, für nachhaltige Produkte mehr Geld auszugeben. Umfragen zeigen, dass sich ca. 33 Prozent ihr ruhiges, grünes Gewissen etwas mehr kosten lassen würden. Vor allem in den letzten Jahren hat dieser Trend enorm zugenommen.