Mit Coaching durch die Krise: Welche Skills sind jetzt gefragt?

Ob in Zeitschriften, per Podcast oder Social-Media-Beitrag – überall begegnen uns inzwischen Coaches, die einem als Experten in ihrem Fachgebiet Hilfe für ganz konkrete Problemstellungen anbieten. Von Gesundheits- über Fitness- bis hin zu Flirt- und Erziehungs-Coaches ist so ziemlich alles dabei, was man sich vorstellen kann. Und auch von spirituellen Coaches sowie selbst ernannten Finanz- und Karriere-Coaches hört man überall.

Selbst wenn es sich dabei nicht immer um sehr seriöse Angebote handelt, zeigen sie doch eines: Der Bedarf nach individueller Begleitung ist so groß wie nie zuvor. Wer also selbst ebenfalls gerne Menschen in schwierigen Lebensphasen unterstützen, ihnen zu neuer Orientierung und wertvollen Lösungswegen verhelfen möchte, findet damit aktuell die optimalen Voraussetzungen vor, sich beispielsweise als systemischer Coach ein zweites Standbein oder auf lange Sicht sogar eine neue Karriere aufzubauen.

Ganz entscheidend ist hierbei neben der geeigneten Persönlichkeit vor allem die Qualität der durchlaufenen Coaching Ausbildung, weshalb man sich im Vorfeld sehr ausführlich informieren sollte.

Was genau macht ein Coach eigentlich?

Ein Coaching wird in der Regel in Anspruch genommen, wenn Menschen in beruflichen oder privaten Krisen stecken, Schicksalsschläge erlebt haben oder ihre aktuelle Lebenssituation als Sackgasse empfinden und sich gezielten Anstoß von außen wünschen, um wieder optimistisch weiterzumachen, ihren Blickwinkel zu ändern und Lösungen zu finden.

Fälschlicherweise gehen viele davon aus, dass Coaches ihren Klienten schlaue Tipps und genaue Handlungsanweisungen mitgeben, dank derer diese ihre Schwierigkeiten in den Griff bekommen können. Doch das ist nicht so, viel eher versteht ein guter Coach, der seine Verantwortung ernst nimmt, den eigenen Job als eine Art Hilfe zur Selbsthilfe.

Er stellt die richtigen Fragen, regt zu geführter Reflexion an und unterstützt den Coachee dabei, seine eigenen Ressourcen zu mobilisieren, Zusammenhänge zu erkennen und Änderungen seiner Denk- und Verhaltensmuster einzuleiten. Diese Arbeit findet im permanenten Dialog statt, wobei der Klient den wesentlich größeren Sprechanteil und Raum einnimmt, seine Fragen vorbringt und unter fachkundiger Anleitung erörtert.

Was verbirgt sich hinter systemischem Coaching?

Hierzulande zielen die meisten Bildungsgänge darauf ab, einen zum sogenannten systemischen Coach auszubilden, was auch die empfehlenswerteste Variante darstellt und nicht nur zurecht die größte Anerkennung findet, sondern Absolventen auch auf ein sehr breites Arbeitsgebiet vorbereitet.

Es bedeutet, dass man den Klienten in der Zusammenarbeit immer im ganzheitlichen Kontext sieht und sämtliche Lebensbereiche wie sein Familienkonstrukt, die Partnerschaft, private Beziehungen sowie das Arbeitsumfeld mit in die Betrachtung einschließt. Zumeist zeigen sich zwischen diesen einzelnen Systemen aufschlussreiche Wechselwirkungen, die wichtig fürs Verständnis sind.

Der Coachee lernt sich dadurch selbst wesentlich besser kennen, macht sich bewusst, welche Einflussfaktoren in ihm selbst liegen und kann aktiv seine Einstellung ändern, falsche Überzeugungen loswerden, seinen Umgang mit anderen und sich selbst besser gestalten. Die im Coaching angewandten Methoden sind dabei immer kompetenz- und lösungsorientiert. Sie rufen also wertvolle Erkenntnisse hervor, dank derer sich die andere Person weiterentwickeln, neue Wege gehen, Konflikte meistern, Resilienz aufbauen und innere Ausgeglichenheit finden kann.

Warum ist der Bedarf an Coaches so groß wie nie zuvor?

Wir leben in einer extrem schnelllebigen, herausfordernden Zeit, in welcher der Mensch häufig auf der Strecke bleibt. Veränderungen in der Gesellschaft, der extreme Leistungsdruck bei der Arbeit, doppelter Stress durch Job und Familie und das Gefühl, einfach nie zu genügen – all das kann uns überfordern, zu empfundener Hilflosigkeit und nicht selten sogar an den Rand der Belastungsgrenze führen. Hinzu kommen noch die neuerlichen Herausforderungen unserer digitalisierten Welt, die von Rationalisierung bis Cybermobbing reichen.

Während manche Betroffene ihre Erschöpfung und Unzufriedenheit durch unterhaltsame Ablenkung wie einen Besuch der örtlichen Gastronomie überdecken, entscheiden sich andere ganz bewusst für den Schritt, ein Coaching zu starten, um aus ihrem Teufelskreis auszubrechen, emotional wieder auf die Beine zu kommen oder aus ungesunden Verhaltensmustern auszubrechen und investieren damit in ihr eigenes Wohlbefinden und ihre seelische Gesundheit, aber auch in bessere Beziehungen zu anderen.

Ein weiterer Grund ist der Mangel an Therapieplätzen für Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen. Betroffene wenden sich ebenfalls häufig an einen Coach, anstatt jahrelang vergeblich auf der Warteliste von Psychotherapeuten zu stehen. Freilich ersetzt ein Coaching keine professionelle Therapie, es schafft jedoch eine Plattform und bringt neue Denk-Impulse hervor.

Welche Grundvoraussetzungen müssen erfüllt sein, um Coach zu werden?

Neben dem erforderlichen Fachwissen, dass man sich durch eine solide Ausbildung, berufsbegleitende Weiterbildungen, den intensiven Austausch mit anderen Coaches und letztlich natürlich auch der eigenen Berufspraxis aneignet, spielt die eigene Persönlichkeit eine entscheidende Rolle. Denn um andere Menschen wirklich zielführend zu coachen, muss man eine Atmosphäre des Vertrauens schaffen können, offen und unvoreingenommen sein, Menschen wohlwollend begegnen, ohne zu verurteilen und sich schnell auf neue Situationen einstellen können.

Weiterhin ist es unverzichtbar, den Klienten in den Vordergrund zu stellen und sich selbst bewusst zurückzunehmen. Hinzu kommt, ein guter Zuhörer zu sein, aufmerksam zwischen den Zeilen lesen zu können sowie sensibel auf nonverbale Signale zu reagieren. Ein Coach muss viel Fingerspitzengefühl mitbringen und empathisch sein, sich jedoch ausreichend abgrenzen können, um von den Emotionen seines Gegenübers nicht mitgerissen zu werden.

Man braucht einen klaren Kopf, um selbst Zusammenhänge zu erkennen, die passenden Fragen und Methoden auszuwählen und beim Thema zu bleiben. Selbstverständlich sollte die Schweigepflicht gewahrt und ein geschützter Rahmen geboten werden, in welchem Coachees sich frei alles von der Seele reden dürfen. Fragen Sie sich zudem im Vorfeld ganz ehrlich, ob Sie dem Ganzen selbst psychisch gewachsen sind – sich mit den Problemen anderer Menschen auseinanderzusetzen ist trotz aller Professionalität eine Herausforderung, die man nicht unterschätzen sollte.

Wie erfolgt die Ausbildung?

Es gibt zahlreiche Bildungsträger in Deutschland, die einen zum Coach ausbilden, wobei man definitiv Wert auf eine Einrichtung mit bekanntem Namen und gutem Ruf legen sollte. Achten Sie auf Qualitätsmerkmale wie die Zugehörigkeit zu einschlägigen Berufsverbänden – beispielsweise zum Deutschen Coaching Verband e. V. oder der European Coaching Association e. V. – und auf die Anerkennung als Bildungsträger. Solche Gütesiegel werden unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung vergeben.

Wichtig zu wissen ist zudem, dass die Berufsbezeichnung in Deutschland bis dato nicht rechtlich geschützt ist und sich prinzipiell jeder zum Coach ernennen kann. Umso wichtiger ist, dass Sie Zertifikate und Referenzen vorzuweisen haben